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Schlagwort: Nachtschlag

Unser Törn um die Äolischen Inseln nach Sizilien

 

…war wunderschön!

Gleich zum Anfang muss gesagt sein, wir hatten viel Glück, wir hatten eine tolle Gästecrew!

Am Samstag im Laufe des Tages trudelten die ersten SMS ein von unsere neuen Team wohin sollen wir kommen, gegen 18:00 Uhr waren dann alle auf der Lumumba eingetroffen im Schweisse ihres Angesicht. Akklimatisieren dauert wie wir diese Woche wieder festgestellt haben, länger als 1 Woche!

Nichtsdestotrotz hat allen das 1. Bier und das feine Essen im Restaurant in der Marina sehr gut geschmeckt. Es war ein erstes Kennenlernen und auch ein Wiedersehen, da wir einen Gast bereits letztes Jahr bei unseren 1. Törn dabei hatten, umso mehr freuten wir uns ihn wiederzusehen.  Die Einführung am Sonntag ging ohne weitere Probleme über die Bühne, nicht selbstverständlich, da wir doch 2 Gäste am Bord dabei hatten, die noch keine grossen bis überhaupt keine Erfahrung mit Segeln hatten.

Der 1. Segel Tag, ein eingewöhnungsschlag von 20 sm, hätte nicht besser sein können: Wunderschöner Wind für 4 Stunden mit einer stärke von 4-5Bf – einfach perfekt! da wir aufkreuzen mussten wurde aus einen kurzen Eingewöhnungsschlag doch ein ganzer Tag, was aber allen nichts machte. Damit unsere Mannschaft “ready to go” für den Tag – und Nachtschlag war, liessen wir alle in einen Turnus von 30 min ans Ruder.  Eigentlich war ein Ankern bei Capo Carbonara die Idee aber da der Wind sich verabschiedete und die Welle blieb, entschieden wir uns für eine ruhige Nacht in der Marina Villasimius.

Nach einer entspannten Nacht – alle waren müde –  und einen tollen Frühstück machten wir uns auf ,zu den längsten Schlag in diese Woche. Überquerung von Sardinien nach Ustica!

Italien

 

Da wir zwei top-motivierte, aber blutige Anfänger an Bord hatten, teilten wir die Wachen so ein, dass die Greenhörner nicht alleine bzw. zu zweit Wache schieben konnten. Ich erinnere mich noch deutlich an meine eigene erste Nachwache, – wie froh war ich, dass da noch jemand mit Erfahrung bei mir war. Die Wache begann um 20:00 Uhr, der Wechsel war im moderaten Turnus von zwei Stunden. Nebst wachen Augen und Ohren waren Schwimmwesten obligatorisch für alle. Für alle Fälle blieben Jürg und ich zur Sicherheit die ganze Nacht an Deck. Immer mit zumindest einem wachen Auge auf der Wache. Ich muss sagen, sie machten ihre Sache gut! Und es war schön zu erleben, wie sich nach den ersten Wachablösungen ein richtig guter Zusammenhalt unter den Zweier-Teams bildete.

Allen war bewusst, dass man sich aufeinander verlassen musste. Das schweißte das Team toll zusammen. Auch war allen schnell klar, dass jede Hand und jeder Kopf gefragt ist und dass es nun für längere Zeit keine Pause mehr geben würde. Das führte aber nicht zu Frust oder Stress, ganz im Gegenteil. Die Stimmung an Bord wurde je weiter wir uns vom Land entfernten immer ruhiger, ja fast andächtig.

 

 

Mit einem Westwind der Stärke 4 segelten wir los. Schon nach kurzer Zeit bestaunten uns zwei Schildkröten, als wir an ihnen vorbeisegelten. Auch Delphine begrüßten und begleiteten uns auf unserem Weg. Das waren lustige Begleiter. Der Wind drehte dann später auf Südwest und wurde etwas stärker, 4-5 Bf.

 

 

Nach dem stärkenden Abendessen – Meerluft macht sehr hungrig! – traten die vierstündigen Wachen an. Die anderen nahmen eine Mütze Schlaf im Voraus oder genossen noch einmal in Gedanken den schönen Tag. Je später es wurde, desto höher wurden die Wellen; und auch der Wind nahm zu. Es wurde etwas ungemütlich, daher beschlossen wir, unseren zwei Anfänger aus Sicherheitsgründen von der Nachtwache zu befreien. Das hätte sie vielleicht doch überfordert, – auch hier gilt: safety first!

Dann frischte nochmals der Wind auf, wir hatten zwischen 5-6 Bf und etwa 3 m hohe Welle. Das war wunderschön! Denn es war bereits fast Vollmond, er schien klar und hell und erschuf mit dem Leuchtplankton des Meeres ein wunderbares Naturschauspiel. Das waren trotz Wind und Wellen ganz beindruckende Erfahrungen. Licht in der Dunkelheit, Schönheit in der Gewalt des Meeres. Momente, die man nie vergisst.

Inzwischen war es nun Mitternacht und der Himmel machte immer mehr zu. Schon von Weitem sahen wir … Blitze! Lichtkeile zuckten über dem Horizont, – so schnell sie kamen, so schnell verschwanden sie auch, um gleich noch heftiger und noch gewaltiger aufzublitzen. Wir hofften inständig, dass diese Naturgewalten nicht näher kommen würden, dass sie vielleicht einen anderen Kurs nehmen würden oder nun endlich ihre Energie verpulvert hätten. Denn kein Segler mag ein Gewitter über sich haben. So groß kann kein Boot und so mutig kein Herz sein, dass es einen da nicht packt und man eine Gänsehaut bis zu den Haarspitzen bekommt. Man fühlt sich so unendlich klein, wenn man von Blitz und Donner, Wind und Wellen durchgeschüttelt wird! Daher hofften wir inständig, verschont zu werden, – aber wir trieben direkt in die Gewitterfront. Die Blitze waren am Schluss direkt über uns. Da zieht man unwillkürlich den Kopf etwas ein. Trotzdem: Die Wachablösung funktionierte super! Respekt. Daher auch an dieser Stelle großes Lob an die Wachteams! Alles lief wie am Schnürchen, wir mussten an keiner Stelle eingreifen, – wir waren einfach nur zur Sicherheit oben. Unsere Anfänger wurden von ihrer erfahreneren Teamhälfte und zwischendurch auch von uns ersetzt, da der Wind inzwischen mit ca. 6-7 Bf sehr stark war; die Welle war bei 2 m. Das war für uns nichts Ungewöhnliches, aber unsere Gästecrew war diese doppelte Herausforderung nicht gewohnt. Zudem war es für die meisten das erste Mal, nachts zu segeln. Und nachts sieht die Welt auch auf dem Wasser ganz anders aus. Dafür schlugen sie sich sehr wacker! Wir schmissen noch den Motor an, um unseren Kurs zu unterstützen. Jürg und ich vertrauten der Crew, die sich bereits bestens bewährt hatte, und gönnten uns noch zwei Stunden Schlaf. Zuvor schalteten wir den Autopilot ein und Thomas übernahm die Wache. Als wir gegen 08:00 Uhr wieder einen strahlenden Morgen begrüßten, saßen unsere Meilensammler bereits an Deck – Zeit für Kaffee und unser selbstgebackenes Brot! Eine steife Brise macht ordentlich Appetit und eine gut durchgeschüttelte Nacht gibt viel Gesprächsstoff. Zuhause im ruhigen Bett zu liegen, ist da schon viel langweiliger. Der Wind hatte sich inzwischen sehr beruhigt, zeigt sich schwach bis gar nicht. Wir versuchten daher, noch etwas Wind in die Segel zu bekommen, sie hingen aber zumeist schlaff runter, zwischendurch lief daher immer wieder der Motor.

So ließen wir uns von Wind und Motor weitertreiben, gegen Mittag legten wir dann in Ustica an. Ustica ist eine kleine und verschlafen Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer; sie liegt ein paar Seemeilen nördlich von Sizilien und gehört daher zur Provinz Palermo. In dem kleinen Fischerhafen haben maximal sechs größere Yachten Platz, – für uns war noch ein Anlegeplatz frei. Da es dort Wasser nur bis zum Mittag gab, hatten wir unseren Motor etwas schneller laufen lassen. So konnten wir noch unsere Wassertanks auffüllen, aber nicht das Boot abspritzen. In diesem kleinen Hafen gab es auch keine Duschen und keine WCs. Aber mit seinem Mittelmeer-Charme macht Ustica das alles wett.

Die etwa 1.400 Bewohner leben überwiegend von ihrer Landwirtschaft. Dank der fruchtbaren Böden bauen sie Zitrusfrüchten, Getreide, Oliven und Wein an. Andere leben vom Fischfang und den Touristen, – insbesondere Segler und Taucher. Denn vor Cala Santa Marina gibt es Schiffswracks und römische Ruinen unter Wasser. Und ganz in der Nähe findet man in der einzigartigen Unterwasserwelt Einhorngarnelen und große Barrakudaschwärme. Dies macht die Insel zu einem der beliebtesten Ziele für Taucher im Mittelmeer.

Auch über dem Wasser gibt es Schönes und Spannendes zu bestaunen. Ganze Ustica ist ein einziges malerisches Stillleben, – und das gleich doppelt. Zum einen durch die wunderbare Natur, zum anderen durch die kunstvoll bemalten Fassaden der Inselhäuser. Auf vielen haben sich Künstler mit zauberhaften Landschaften, Portraits und Stillleben verewigt. Und wem das nicht reicht, – Ustica spielt auch in Homers Odyssee eine Rolle!

Also viele Gründe, um hier einen Landtag einzulegen, auszuruhen und zu verweilen! So genossen wir die kleine Insel in vollen Zügen.

 

 

 

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Am nächsten Morgen waren wir alle wieder fit. Ustica hat die durchgeschüttelte Gewitternacht vergessen lassen. Nach einem kräftigen Frühstück ging es weiter in Richtung Stromboli. Was wir in der Nacht zu viel an Wind hatten, das fehlte uns nun. Dem Wind war wohl die Puste ausgegangen, daher mussten wir notgedrungen auf den Motor zurückgreifen. Gabriel und Nadege fanden das ganz gut, denn die beiden konnten sich nun etwas erholen. Für unsere Vollblutsegler war das natürlich etwas langweilig, – denn sie hatten auf eine steife Brise gehofft, was ich gut verstehen konnte. So waren sie etwas enttäuscht, dass sich der Wind an diesem Tag so gar nicht mehr zeigen wollte. Tja, Aiolos, der Gott des Windes, war wohl etwas schlapp.

Aber das alte germanische Sprichwort hatte wieder Recht: „Lobe den Abend nie vor den Spätnachrichten!“ In der Nacht sahen wir dann das Highlight, was wir uns von diesem Törn erträumt hatten: Nachts am Stromboli vorbeisegeln und zu sehen, wie er Lava versprüht! Die Begeisterung stieg, je näher wir der Insel kamen. Schon aus der Ferne sahen wir die ersten Rauchschwaden des Vulkans. Je näher wir kamen, umso intensiver war das Erlebnis. Auch wenn wir mit gebotenem Abstand an ihm vorbeisegelten, spürte man die Naturgewalt, die in dem Berg steckt. Spürte wie klein man im Vergleich zu dem Vulkan ist. Man bekam unwillkürlich eine Gänsehaut. Ein tolles Erlebnis!

Denn der Stromboli „lebt“, seit 1934 ist er immer wieder aktiv gewesen. So kam es in ganz unregelmäßigen Abständen zu Ausbrüchen, die wenige Minuten bis zu Stunden dauern konnten, in denen der Vulkan aus den Krateröffnungen flüssiges Gestein schleuderte. Zum Glück fällt die Lava wieder in den Krater zurück oder rollt über die Sciara del Fuoco ins Meer, wo sie sich dann dampfend abkühlt. Man sieht nicht nur die Lava, man hört auch die Explosionen und man spürt zudem die Erschütterungen. Der Stromboli ist ein sagenhaftes Naturereignis!

Das wollten wohl auch andere genießen, daher war der Ankerplatz am Stromboli brechend voll, als wir nachts gegen 03:00 Uhr ankamen. Es gibt hier keine Marina, also ist Ankern die einzige Möglichkeit. Daher suchten wir nun nach einem geeigneten Ankerplatz, was Dank der Wassertiefe nicht problematisch ist. In Ufernähe des Vulkans ist das Wasser 30 bis 150 m tief. Erst vor dem Ort wird es dann flacher. Das Ankermanöver mussten wir aber mehrmals wiederholen. Mal saß der Anker nicht fest genug, mal war der Schwojkreis zu anderen Yachten zu knapp. Schließlich und endlich ankerten wir vor Scari auf 10 m Wassertiefe. Es war geschafft! Einige sprangen trotz der späten Uhrzeit noch ins Wasser, denn es war ein heisser Tag gewesen, der müde gemacht hatte. Die Abkühlung tat richtig gut.

Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück ging es am nächsten Vormittag wieder weiter. Leider auch diesmal mit Motor und nicht mit Segelkraft. Unser nächstes Ziel: Lipari. Das war nur ein kurzer Törn von 20 sm. Diesmal gab es zwar eine Marina, aber sie war sehr klein. Obwohl wir reserviert hatten, wirkte der Empfang eher unfreundlich. Eine Sizilianerin wollte uns erklären, wie wir anzulegen haben. Nach längeren Diskussionen und merkwürdigen Anweisungen, ignorierten wir einfach die Wünsche und machten es einfach so wie immer; und so klappte es auch. Als wir die Sizilianerin um Informationen über die Insel baten, verwandelte sie sich. Sie schenkte uns ein großes Lächeln und sprudelte nur so mit Tipps und Freundlichkeiten über. Wunderbar! – Jedoch fiel uns auf: Keiner ist so freundlich wie die Sarden! Da gibt es nichts – ganz klar! Gerne dachten wir an „unsere Sarden“ und Sardinien zurück.

Auf Lipari hatten unsere Gäste Ausgang, – und somit Jürg und ich einen freien Abend. Auch das musste mal sein! Lipari ist eine wunderschöne romantische Insel. Daher heißt es, wer einmal hier gestrandet ist, der kommt so leicht nicht mehr von Lipari los. Das stimmt, – auch wenn es hier eigentlich nur Kapern, Fisch und klebrig süßen Malvasia-Wein gibt und an den Wintertagen reichlich Stürme. Dafür versprechen die heißen Sommernächten viele Sternschnuppen. Auf der alten Vulkaninsel soll es die erste Kommune gegeben haben, auf jeden Fall Seeräuber und ganz gewiss viel alte Geschichte und Geschichten. Kurzum: eine Insel, auf der man sich wohlfühlen kann!

Trotzdem hieß es für uns am nächsten Morgen: Leinen los! Unser nächstes Ziel: Milazzo. Wir waren zwar munter, aber unser Aiolos schlief wohl noch. So ging es mit ohne Wind und dafür mit Motor weiter. Aber die wunderbare Sonne entschädigte uns dafür voll! Da wir bereits im Voraus alles reserviert hatten, sollten wir einen Platz direkt vorne bei den Duschen zugeteilt bekommen. Praktisch, – man gönnt sich ja sonst nichts! Angelegt wurde hier seitwärts, nachdem wir durch den schmalen Gang der Marina gefahren waren. Links und rechts von uns lagen große und kleine Schiffe. Man musste hier schon ein gutes Auge und ein gutes Gespür für sein Boot haben, um nirgends anzuecken. Der Marinero war sehr freundlich und hilfsbereit. Nachdem wir ein tolles Anlegemanöver hingelegt hatten, der Strom und das Wasser angeschlossen waren, war es Zeit für das Anleger-Bier – das schmeckt nach getaner Arbeit so richtig gut!

In Milazzo war der letzte gemeinsame Abend mit unseren Crew-Gästen. Wir hatten gemeinsam viel gesehen, viel erlebt, viele schöne gemeinsame Stunden, Tage und Nächte verbracht. Das schweißte uns zusammen. Daher genossen wir unseren letzten Abend gemeinsam in einem tollen Restaurant. Der Wein floss in Strömen, die Stimmung war toll, – ein gelungener Abschied für einen gelungenen Törn!

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