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Überführung Milazzo - Olbia

… und wieder einmal zeigte uns die Natur, wie unberechenbar sie sein kann und wie klein und hilflos wir Menschen doch sind. Doch nun eines nach dem anderen.
Wettervorhersagen, Wetter-Apps und all die technischen Instrumenten sind zwar eine große Hilfe, aber zu100 % darauf verlassen, sollte man sich nie! … bzw. man sollte immer damit rechnen, dass es doch anders kommt. So war die Windprognose für diese Woche: wenig Wind bis Windstill.

Mit dieser Vorhersage starteten wir unseren Törn auf Sizilien, genauer gesagt in Milazzo. Das Städtchen liegt etwa 45 km westlich von Messina an der Nordküste Siziliens. Wenn man den Startplatz auf Lipari nicht zählt, bleibt Milazzo der bequemste Ausgangspunkt für Reisen durch das malerische Sizilien. Von dort aus ist es nicht mehr weit nach Tindari, ein geschichtsträchtiger Ort. So war in Tindari die erste Schiffsbasis der Karthager und der alten Römer. Diese wurde später von den Byzantinern eingenommen und dann von den Arabern zerstört. Zum Ruhm trugen natürlich auch die Legenden um die Schwarze Madonna im Sanktuarium der antiken Akropolis bei. Nicht zu vergessen: die malerische Bucht und der Jalari Park mit einem einmaligen ethnographischen Museum in der Umgebung der Stadt Pozzo di Gotto.
Tag 1, Samstag:

Wir erwarteten unsere Gästecrew so gegen 18:00 Uhr bei uns am Steg. Irene, Andreas und Francois reisten gemeinsam an. Martina und Dani kamen separat. Danis Kollege wollte eigentlich auch mitsegeln, aber eine Woche vor unserem Start informierte er uns, dass er sich den Arm angebrochen hatte. Wir entschieden gemeinsam, dass er leider diese Reise nicht antreten kann, was wir alle sehr bedauerten. Im Nachhinein war es jedoch eine weise und ganz richtige Entscheidung!
Dani kam als erster bei uns an, obwohl er sich bereits vorher verlaufen hatte und fast auf dem falschen Schiff angeheuert hätte. Er merkte es aber noch rechtzeitig und war ganz froh, dann doch noch zu uns gefunden zu haben.  Ein gemeinsames Abendessen sorgte dann auch rasch dafür, dass sich alle etwas besser kennenlernen konnten. Das Essen war – wie die Abschlussessen der Wochen zuvor – einfach ausgezeichnet. Es schmeckte allen großartig!

Tag 2, Sonntag: Am Sonntagmittag gab es zuerst die Schiffseinführung. Danach legten wir ab, Kurs auf das nur 20 sm entfernte Lipari. Da alle bereits Segelerfahrung hatten, war das Ablegen flott gemacht. Mit wenig Wind, 3Bf aus NE, segelten wir gemütlich nach Lipari, eine gute Gelegenheit, den ersten Tag zu genießen, das Schiff besser kennenzulernen und etwas zu plaudern. So kamen wir gegen 17:00 Uhr auf Lipari an.  Wie beim letzten Mal meinten die Marineros, es wieder besser zu wissen, dachten sie wenigstens … So wurde wieder heftig gebrüllt und gestikuliert, aber diesmal beachteten wir es nicht weiter, – wir kannten ja schon unsere Pappenheimer bzw. Marineros. So ließ sich anschließend die Hafengebühr ohne große Überredungskünste von € 100,- auf € 60,- runterhandeln. Damit gaben wir uns ohne weitere Versuche zufrieden, denn damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Auch hatten wir fast ein schlechtes Gewissen ein, denn man kann auf Lipari nur sechs Monate lang Geld verdienen, um davon zwölf Monate zu leben.
Jürg und ich blieben an diesen Abend auf der Lumumba, die anderen gingen nach dem Anker-Bier und einer Dusche auf dem Steg von Bord. Sie wollten sich die Insel näher anschauen. Dabei fanden sie eine tolle Kneipe und genossen ein köstliches Abendessen.

Hätte man etwas mehr Zeit gehabt, hätte man noch in die interessante Geschichte des Ortes eintauchen können. So tummelten sich hier die Etrusker, Seeräuber, Sarazenen. Auch gibt es Berichte über die erste Ur-Kommune.

Tag 3, Montag: Unser Tagesziel war Cefalu. Die Stadt liegt an der Nordküste Siziliens am Fuss der Rocca di Cefalu; das ist ein 270 m hoher Kalkfelsen zwischen Palermo und dem Capo d`Orlando. Obwohl Cefalu gerade mal 14.000 Einwohner hat, zählt das Städtchen zu den bekanntesten Siziliens. Die Gründe dafür sind die interessante Geschichte, die auf die Araber und Normannen zurückgeht, das Porphyr-Gestein, das berühmte Könige für ihre Sarkophage verwendeten, ein langer Strand und eine spannende Altstadt.
Leider wurde der wenige Wind vom Vortag noch weniger und somit mussten wir die knapp 70 sm nach Cefalu statt mit Wind- nun mit Motorkraft zurücklegen – welch ein Frust für alle! Das einzige, was uns an diesen Tag begleitete, war eine Welle, die wohl von weit draußen kam. Nach knapp acht Stunden Motorbrummen waren wir alle glücklich, endlich den Hafen von Cefalu zu sehen. Der uns zugewiesene Steg lag leider etwas unglücklich. Die Schwell konnte zu uns ungebremst auslaufen und sorgte dafür, dass unsere Lumumba und auch die anderen Schiffe, die dort lagen, die ganze Nacht in Bewegung blieben. Die Festmacherleinen zerrten, knarrten und quietschten die ganze Nacht. Trotzdem wurde aus dem Anker-Bier ein feucht-fröhlicher und beschwingter Abend mit einem wunderbaren Nachtessen an Bord, – wer wollte bei dem „bewegten“ Bordleben denn schon ans Schlafen denken?!  Den nächsten Morgen begannen die einen sportlich mit Joggen (nicht nur vom Heck zum Bug!), die anderen gingen es gemütlicher an. Gemeinsames Frühstück gab es dann um 09:00 Uhr. Jürg und ich joggten auch an diesem Tag bereits um 6:00 Uhr, – dabei konnten wir so nebenbei die Stadt besichtigen und anschließend einen Cappuccino trinken. Ich liebe es, früh morgens zu joggen, danach in einem Café zu sitzen und erleben zu dürfen, wie die Stadt mit ihren Einwohnern erwacht. Ein wunderbarer Start in den Tag … wenn man den inneren Schweinehund überwunden hat, der lieber in der Koje liegen bleiben möchte.
Als wir in der Altstadt von Cefalu unsere Cappuccinos tranken, joggte Andreas an uns vorbei; er war so schnell, dass wir nicht dazu kamen, ihn zu einem Cappuccino einzuladen. Als wir später zum Schiff zurückkamen, war er bereits frisch geduscht und ready für das Frühstück. Flott! Und dass er noch flotter sein konnte, zeigte er uns später.
Tag 4, Dienstag: Nach dem Frühstück, konnten die, die Lust hatten, sich Cefalu anschauen, noch eine kleine Stadttour unternehmen. Leinen los war für 13:00 Uhr vereinbart. Wind wurde wenig gemeldet, wir hatten aber etwas Glück und wurden doch immerhin mit 3-4 Bf Wind aus NE beschenkt. In solchen Momenten ist man bescheiden und auch mit wenig Wind zufrieden. Unser heutiges Ziel: Capo Mongerbino, das liegt in der Nähe von Palermo. „Und warum dann nicht gleich nach Palermo?“, wird sich mancher fragen. Das hatten wir uns auch gefragt und recherchiert. Dabei stellte sich heraus, dass der Hafen von Palermo sehr dreckig sein soll. Zudem hatten wir ehedem keine Zeit, die Stadt zu besichtigen. Daher hatten wir bereits in der Routenplanung entschieden, Palermo auszulassen. Die Alternative war ein ruhiger Abend vor Anker, ein gemütliches Abendessen unter einem romantischen Sternenhimmel, bevor es für 30 Stunden auf das weite Meer ging.

In der Nacht kam dann auch wie vorhergesagt der Regen. Wann er genau kommen sollte, wussten die elektronischen Wetterfrösche nicht so genau. Dass er kam, als wir schliefen, empfanden wir als wenig schlimm.

Tag 5, Mittwoch: 06.00 Uhr Tagwacht, 07:00 Uhr Abfahrt! Wetter: ein Tief über Sizilien ostwärts abziehend … und Gewitter! Das Gewitter überraschte uns.
Bye, bye Sizilien: Wir setzten die Segel und düsten mit Wind aus NNE mit einer Stärke von 4-5 Bf in Richtung La Caletta auf Sardinien. Obwohl wir alle noch etwas müde waren, genossen wir die frühen Stunden auf dem Meer. Die frische Brise blies uns schnell den Kopf frei und machte uns munter. Der Wachplan wurde in Kraft gesetzt, alle zwei Stunden gab es einen Wechsel. Die beiden Wachhabenden mussten sich untereinander mit der Navigation und dem Steuern abwechseln. Das klappte gut, – weniger gut wurde aber das Wetter: es fing an, zu regnen. So holten wir die Ölkleidung raus und wappneten uns gegen die Nässe von oben und auch von unten. Denn die Wellen wurden höher und höher, am frühen Abend wechselte der Wind auf OSO mit inzwischen 5-6 Bf und einer Welle von ca. 3 m. Danach ging es leider nicht mehr allen gut. Jedoch Martina und auch Francois wurden zunehmend ruhiger. Aber der Regen wollte und wollte nicht mehr aufhören. Gegen 20:00 Uhr, Jürg und ich waren gerade beim Pasta mit Tomatensauce Kochen, was bei dem Wellengang gar nicht so leicht war, sah ich, wie Dani mir immer wieder drei Finger zeigte. Da ich bezweifelte, dass er drei Portionen bestellen wollte, fragte ich nach. Da schrie er so laut er konnte: „Wir haben inzwischen 30 Knoten Wind, also 6-7 Bf. Wow!“
Die Message kam sofort an, – schnell stellten wir die Teigwaren zur Seite und refften das Großsegel zum dritten Mal. Dazu ging ich nach vorne, um das Reff einzuhaken. Dabei bekam ich gleich zweimal die Wellen direkt ins Gesicht, – und leider auch in den Kragen! In solchen Momenten spürt man die Natur so intensiv – ich liebe das! Nachdem wir das dritte Reff drinnen hatten, konnte die PastaKocherei weitergehen. Doch die Soße schwabbte während einer Welle schwungvoll über den Pfannenrand und landete ebenso elegant auf der Küchenablage. Ich glaube, es war Jürg, der unser Abendessen wieder in die Pfanne zurückgesammelt und damit gerettet hatte. Martina war zu dieser Zeit bereits komplett außer Gefecht gesetzt. Sie klammerte sich 24 Stunden auf dem Sofa fest, sofern nicht eine Welle sie davon herunterholte. Andreas stand gerade am Ruder und konnte daher nichts essen. Francois aß und ließ sich das Essen nochmals durch den Kopf gehen. Danach war auch er nicht mehr so richtig dabei. Ich verzehrte beherzt drei Nudeln und bemerkte: „Oh, das kommt jetzt gar nicht so gut …!“ … meine drei Nudeln und noch etwas mehr wollten mich wieder verlassen, so ging ich die Fische füttern. Für die nächsten drei Stunden war auch mir irgendwie schlecht, aber ich hielt mich. Jürg hat einen Ochsenmagen, dem machte das alles nichts aus. Beneidenswert! Dani und Irene hatten mit dem heftigen Wind und Wellengang auch keine Probleme. Der Wind wollte es nun wohl genau wissen und setzte irgendwann kurz vor Mitternacht noch eins oben drauf. Plötzlich regnete es auch wieder, nachdem es kurze Zeit aufgehört hatte. Nun war es ringsherum tiefe Nacht und man sah nichts mehr. Die Steuerung ging komplett nur noch über den Kompass. Reff 3 war ja bereits schon drinnen und somit entschieden wir bei einer Windstärke von 8 Bf, das Großsegel runterzuholen. Das ist bei dem Wind wirklich nicht ganz einfach, – und im Dunkeln eine Herausforderung für alle! Eigentlich könnte ich allen noch eine Extra-Rechnung stellen – mit extra Sturmsegeltraining! 
Irene, Martina und Francois waren nun nicht mehr einsetzbar. Dani und Andreas hatten sich ihre Pause dringend verdient. Jürg und ich, die eigentlich gar nicht im Wachplan vorgesehen waren,
standen nun für die drei Wind- und Wellenopfer am Ruder. Ich ging also mit Andreas nach vorne, Dani wurde geweckt und stand dann am Klavier und bediente das Großsegel vom Cockpit aus. Es versteht sich von selbst, dass wir alle Rettungswesten trugen und nur gesichert nach vorne gingen. Andreas machte dort einen hervorragenden Job! Und das bei wirklich sehr schweren Bedingungen! Gerade für jemanden, der dies noch nie erlebt hatte, langte er souverän zu. Er hatte die Lazyjacks hochgezogen, damit das Großsegel dort reinfallen konnte!  Immer wieder kamen die inzwischen 3-4 m hohen Wellen und trafen uns mit voller Kraft. Einmal fegte eine Welle einfach meine Füße weg, sodass ich augenblicklich den Halt verlor und wegschlidderte – gut, dass wir gesichert waren!
Jetzt ohne Großsegel und mit gerefftem Genua hatten wir die Lumumba wieder besser unter Kontrolle. Der Wind wurde nach Mitternacht etwas schwächer, mit 6 Bf und immer noch großer Welle ging es immer weiter in die Nacht. Irene schaute ab und zu mal raus. Leider konnte sie nicht ans Ruder, da sie etwas aus der Übung war. Das Risiko konnten wir nicht eingehen. Martina und Francois waren immer noch nicht wieder einsetzbar, so blieben wir zu viert. Dani und Andreas wechselten sich in regelmässigen Abständen ab. Die Welle, der Regen und die Dunkelheit zerrten an unseren Kräften und Nerven.
Während des heftigen Regens suchten immer wieder kleine Vögel bei uns Schutz. Wir fragten uns, was sie so weit vom Land weg machten. Sie waren so klein wie Spatzen, der eine saß mal kurze Zeit auf Jürgs Hand, später klammerte er sich an einen Draht vom Außenbordmotor, um nicht weggespült zu werden. Ein anderer hing an Danis Hosenbein, während er am Ruder stand, dort war er und sein neuer tierischer Freund geschützt vor Wund und Regen; auch der kleine Piepmatz genoss das. Zuerst saß er kurze Zeit auf dem Ruder, das aber ständig in Bewegung war. Dieses Hin und Her, Rauf und Runter war für den Kleinen wie Riesenrad fahren. Zwei weitere Vögel hingen am Traveller, einer oben der andere darunter – dieser hatte definitiv den Luxusplatz erwischt, er blieb dort einige Stunden. Wir fragen uns noch heute, ob sie es wohl geschafft haben, wieder zurück ans Land zu fliegen?
Langsam, aber stetig nahm der Wind immer mehr ab. Endlich, – wir hatten genug Wind, Wellen und Regen abbekommen. Am liebsten hätten wir all die technischen Wetterfrösche verklagt, die einen windstillen Törn orakelt hatten. Aber auch dafür waren wir nun einfach zu müde. Kurz vor dem Einschlafen, ging mir noch Danis „einarmiger“ Kollege durch den Sinn. Das hätte ihn komplett überfordert und zudem in Gefahr gebracht; er wäre eine Belastung und ein Sicherheitsrisiko für alle geworden. Daher hatten wir damals – im Interesse aller – ganz richtig entschieden.

Tag 6, Donnerstag: Am nächsten Morgen gegen 06:00 Uhr hatten wir noch 4 Bf. Als ich nach zwei Stunden Schlafpause an Deck kam, fand ich Dani, Andreas und den Autopilot Wache halten. Andreas rief mich zu sich, um mir einen weiteren neuen Passagier zu zeigen: einen Tintenfisch! Er war wohl mit einer Welle ins Cockpit gespült worden und war bereits tot, als ihn Andreas gefunden hatte. Er warf ihn ins Meer; zurück blieb nur noch ein Tintenfleck.
„Wer möchte Kaffee?“, fragte ich in die Runde. Ich erntete nur Kopfschütteln, - alle wollten nur Ingwertee zum Frühstück, nach Essen war niemandem zumute. Diese Nacht hatte alle etwas ruhiger und gedämpfter werden lassen, wir alle verspürten etwas, so etwas wie Ehrfurcht, Ehrfurcht vor der Natur. Denn die Natur macht, was sie will, – und das ist auch gut so!
Gegen 20:00 Uhr kamen wir an: La Caletta! Alle waren froh! Martina lebte auch noch  bzw. wieder auf. Denn wenn man auch noch so seekrank ist: Kaum hat man Land unter den Füßen, ist die Welt wieder in Ordnung!
Aber nicht nur Martina, wir alle waren froh, nach dieser rauen und abenteuerlichen Überfahrt endlich wieder festes Land unter uns zu haben. So schmeckte allen das Anker-Bier wieder gut. Doch die Stimmung war sehr ruhig, sodass ich mir schon Sorgen machte, ob diese Tour für unsere Meilensammler zu heftig gewesen sein könnte? Doch das war nicht der Grund, was auch das spätere Feedback bestätigte: Alle waren einfach nur erschöpft und müde! Auch zu müde, um das kleine Örtchen zu erkunden. Wie der Name Caletta schon verrät (italienisch caletta = kleine Bucht), ist das Örtchen an eine kleine Bucht geschmiegt. Man findet dort einen Sarazenenturm (Torre di San Giovanni), der anno 1606 zum Schutz des Hafens erbaut wurde. Zusammen mit der Kirche von San Giovanni di Posada bildet er ein nettes Gebäudeensemble. Sonst gibt es dort weiter nichts Spannendes.

Tag 7, Freitag: Am nächsten Morgen frühstückten wir in Ruhe, – diesmal schmeckte auch wieder der Kaffee; insbesondere Andreas, der zuvor eine Runde joggte. Anschließend verließen wir wohl gestärkt La Caletta und machten uns auf den Weg zu unserem neuen Zielhafen: Olbia!
Mit erst gar keinem Wind und dann ab mittags mit Wind aus SSE 3-4 BF segelten wir bis nach Tavolara, eine vor Olbia vorgelagerte Insel. Markant sind die auf der einen Seite steil abfallenden Klippen und die flache Landzunge auf der anderen Seite. Immerhin gibt es hier drei Restaurants und ist ein echter Traum zum Ankern!
Anfangs des 19. Jahrhunderts kam der Korse Giuseppe Bertoleoni mit seiner Familie nach Sardinien und ließ sich auf der damals noch unbewohnten Insel Tavolara nieder. Als 1836 König Carlo Alberto von Sardinien auf Tavolara an Land ging, kam ihm Giuseppes Sohn Paolo entgegen. Stolz und selbstbewusst begrüßte er den König: „Der König von Tavolara begrüsst den König von Sardinien und wünscht ihm einen angenehmen Aufenthalt in seinem Reich!“ Carlo Alberto fand diese Begrüßung so amüsant, dass er dem kessen Söhnchen die Insel schenkte. So kam es zum kleinsten Königreich Europas. Heute leben dort etwa 15 bis 20 Menschen, die alle zur Familie Bertoleoni gehören.
Mit 4 Bf aus SSE ging es dann durch den Golf von Olbia, das machte richtig Spaß und war ein tolles Abschlusssegeln für unsere Gästecrew. Nach dem Tanken und Anlegen gab es das begehrte AnlegeBier und dann erinnerten wir uns an die Duschen der Marina. Nach einer erfrischenden Körperpflege fühlten wir uns wieder wie neu geboren. Dann reservierten wir einen Tisch in einem sehr feinen Restaurant. Dort speisten wir einfach göttlich! Zumindest kam es uns nach dieser heftigen Woche so vor. Nebst dem tollen Restaurant hat diese immerhin viertgrößte Stadt Sardiniens noch einiges mehr zu bieten; schließlich hatten sich schon die alten Etrusker, dann die Römer und später die Seeräuber dort wohl gefühlt.
Anschließend wollte Andreas vom Restaurant zu Fuß zum Boot zurück, die meisten von uns allerdings nicht. Nicht nur Segeln, sondern auch Essen kann müde machen. Immerhin war es doch eine Taxistrecke von ca. 20 Minuten und wir waren einfach müde. So kam es zu der verrückten Wette von Andreas: „Ich wette, dass ich schneller zum Steg joggen kann, als ihr mit dem Taxi fahren könnt!“ „Was für ein Verrückter!“, dachten alle. Auch während unserer Rückfahrt im Taxi spekulierten wir: „Ist er wohl schon beim Boot? … Nein, kann ja nicht sein! … Und wenn doch? … Dann hat er sich gewiss unterwegs ein Taxi geschnappt …“
Zum Joggen waren es ca. 6,5 km. Als wir mit dem Taxi vor dem Steg ankamen, siehe da, da stand Andreas! Noch etwas außer Puste, aber er war da!! „So eine Wildsau …“, dachte ich nur, - aber Hut ab. Respekt!
Andreas war tatsächlich durchgesprintet … und nun entsprechend hunde-müde. So gingen wir alle schlafen, denn am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen und uns leider verabschieden, was mir richtig schwer fiel, so toll war diese Woche mit unseren Gästen. Und so ganz anders, wie zu erwarten war, - statt Flaute gab es heftig Wind und Wellen. Doch dieses gemeinsam durchstandene Erlebnis schweißte das Team zusammen und machte einem klar, wie klein man doch ist im Vergleich zu den Kräften der Natur. Und wie bewahrt man doch in ihr ist. So ist ein Segeltörn immer nicht nur eine touristische und seglerische Erfahrung, er ist immer auch eine Selbsterfahrung. Das macht die Sache besonders spannend und zu einem ganz besonderen Erlebnis!

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